Lehrstuhl für Sozialpsychologie und Persönlichkeitspsychologie

Forschung

Forschungsprofil 

Unsere Forschung beleuchtet  das dynamische Zusammenspiel von Persönlichkeit und sozialpsychologischen Prozessen .

Wir verstehen Persönlichkeit als systematische Unterschiede zwischen Menschen in der Art und Weise, wie sich psychologische Prozesse in Abhängigkeit vom (sozialen) Kontext entfalten. Entsprechend untersuchen wir, wie Menschen ihre sozialen Situationen auswählen oder hineingeraten, Situationen subjektiv interpretieren und aktiv mitgestalten und wie ihre Erfahrungen wiederum ihre charakteristischen Reaktionen auf soziale Situationen prägen.

Zu den verschiedenen Themenbereichen, mit denen wir uns in der Forschung befassen, gehören:

  • Ungerechtigkeit und Moral
  • Politische Meinungsbildung
  • Intime Beziehungen
  • Intra- und Intergruppenbeziehungen

Neben klassischen Laborstudien setzen wir in unserem Forschungsvorhaben eine breite Palette von Forschungsmethoden ein: Umfragen, Feldexperimente, Interaktionsstudien mit Verhaltensbeobachtung, ökonomische Spiele, qualitative Interviews und mehr.

Wir setzen in unserer Forschung auf Transparenz und orientieren uns deshalb an Prinzipien des Open Science.

Was nehmen Menschen als ungerecht wahr und wie reagieren sie darauf? Wie reagieren Menschen auf die Verletzung sozialer Normen und moralischer Prinzipien? Zur Beantwortung dieser Forschungsfragen betrachten wir die Perspektiven des Opfers, Beobachtenden, Nutznießers und Täters. Wir sind besonders interessiert an moralischen Emotionen und ihren motivationalen und kommunikativen Funktionen; daran, wie Menschen ihr Handeln an moralischen Prinzipien orientieren oder sich davon loslösen; und an zum Teil riskantem Verhalten, das Menschen zeigen, um moralische Prinzipien zu verteidigen.

Aktuelle Forschungsfragen

  • Wie unterscheiden sich Menschen in ihrer Sensibilität für Ungerechtigkeit?
  • Zivilcourage, z.B. Wie motiviert Ärger Eingreifen gegen beobachtete Normverletzungen?
  • Wie reagieren Menschen auf erlebte Diskriminierung - online und offline?
  • Können Schuldgefühle zu unfairem Verhalten führen?

Aktuelle oder abgeschlossene Drittelmittelprojekte:

Wir untersuchen das Zusammenspiel von persönlichen Dispositionen und situativen Faktoren in Bezug auf politische Meinungsbildung. Dabei interessiert uns besonders, welche Menschen welche klimapolitischen Ansätze unter welchen Rahmenbedingungen als fair wahrnehmen. Auch hier schauen wir uns an, wie sich Menschen darin unterscheiden, wie sensibel sie für Ungerechtigkeiten gegenüber sich selbst oder gegenüber anderen sind und wie sich dies auf ihre politische Meinung auswirkt.

Aktuelle Forschungsfragen

  • Wann werden klimapolitische Maßnahmen von wem als fair wahrgenommen und in der Folge eher akzeptiert?
  • Befürchten opfersensible Personen eher, von klimapolitischen Maßnahmen benachteiligt zu werden und lehnen diese daher eher ab?
  • Mit welcher Art der Kommunikation können Menschen mit unterschiedlichen Konzepten sozialer Gerechtigkeit für notwendige Maßnahmen zum Klimaschutz erreicht werden?

Gesellschaftliche Relevanz

Mit unserer Forschung möchten wir dazu beitragen, Unterstützung von sowie Widerstand gegen klimapolitische Maßnahmen besser zu verstehen und aufzeigen, wie Akteur:innen aus Politik, Zivilgesellschaft und Verwaltung mehr Menschen in ihren Bemühungen für Klimaschutz mitnehmen können.

Viele Menschen verbringen einen sehr großen Anteil ihrer Lebenszeit nicht alleine, sondern in engen Beziehungen. Wir möchten mit unserer Forschung besser verstehen, welche potenziellen Partner*innen für Beziehungen ausgesucht werden und welche Prozesse das Erleben und die Qualität bestehender Beziehungen maßgeblich beeinflussen.

Aktuelle Forschungsfragen

  • Welche Merkmale sind für potenzielle Partner*innen relevant?
  • Wie werden moralische Normverstöße innerhalb von Partnerschaften wahrgenommen und bewertet?
  • Wie äußern sich Emotionen in Echtzeit – etwa durch Gesichtsausdrücke – während partnerschaftlicher Konflikte?

Gesellschaftliche Relevanz

Enge Partnerschaften haben einen tiefgreifenden Einfluss auf das Wohlbefinden, die Lebenszufriedenheit und die individuelle Resilienz. Ein besseres Verständnis von Partnerwahl, Konfliktdynamiken und moralischen Bewertungen innerhalb intimer Beziehungen trägt dazu bei, Interventionen und Unterstützungsangebote zu entwickeln, die Menschen helfen, erfüllende und stabile Beziehungen zu führen.

Über die interpersonelle Ebene hinaus legen wir einen besonderen Schwerpunkt auf das Verständnis sozialer und moralischer Fragen innerhalb und zwischen Gruppen. Wir untersuchen, wie Personen moralische Verletzungen wahrnehmen und darauf reagieren, wenn sie von anderen Gruppenmitgliedern begangen werden oder sich gegen ihre oder andere Gruppen richten.

Wir befassen uns mit Normverletzungen wie Diskriminierung, Vorurteilen und Aggressionen zwischen Gruppen, die sich beispielsweise in Online-Hassreden und alltäglichen Mikroaggressionen äußern. In Anbetracht der negativen Folgen von Verhaltensweisen, die anderen Schaden zufügen, testen wir verschiedene Interventionen zur Verringerung ihres Auftretens. Insbesondere befassen wir uns mit den Prozessen und Bedingungen, die es fördern oder verhindern, dass Menschen solche Verletzungen konfrontieren oder sie anprangern, sowie mit den Bedingungen, die positive Auswirkungen solcher Konfrontationen fördern. Dabei untersuchen wir individuelle Unterschiede wie Gerechtigkeitssensibilität, Gruppenidentifikation und Systemrechtfertigung. Darüber hinaus betrachten wir prosoziales Verhalten und Empathie im Kontext sozialer und wirtschaftlicher Ungleichheit.

Da jede Datenerhebungsmethode prinzipbedingt einen limitierten Bereich des Forschungsmerkmals erfassen kann, implementieren, kombinieren und generieren wir in unserer Forschung eine breite Palette methodischer Ansätze zur Datenerhebung. Diese methodischen Ansätze umfassen:

Lehrstuhlkolloquium

Im Rahmen des regelmäßig stattfindenden Lehrstuhlkolloquium werden laufende Forschungsprojekte der Sozialpsychologie und Persönlichkeitspsychologie diskutiert.

Terminübersicht (wird kontinuierlich ergänzt)

 

Aktuelle Drittmittelprojekte und Kooperationspartner

AWARE
(Aleksandra KaurinAnna BaumertSlieman Halabi)

Personalized AI-Based Interventions Against Online Norm Violations: Behavioral Effects And Ethical Implications
(Anna Baumert, Bergische Universität Wuppertal und Jens Grossklags, Technische Universität München)

 

Open Science Statement

Die Debatte zur Replizierbarkeit und Transparenz psychologischer Forschung sehen wir als große Chance für die Sozial- und Persönlichkeitspsychologie, aber auch für uns persönlich, Zielsetzungen, Incentivierung und praktisches Forschungsvorgehen zu überdenken und neu zu justieren. In unserer Forschung setzen wir dabei auf theoretische Schärfe, Sicherung von Reliabilität und Validität der Messung und Manipulation, Stichprobenumfangsplanung auf Grundlage von Teststärke, (direkte) Replikation, sowie sogenannte Open Science Maßnahmen (Open Material, Scripts, Data) und Präregistrierung von Hypothesen und konfirmatorischen Analysen.

Diese Prinzipien sind für uns handlungsleitend in der Lehre, beispielsweise im Rahmen von Praktika, bei der Betreuung von Abschlussarbeiten und Doktorarbeiten.

Ebenso sind diese Prinzipien für uns maßgebend in unserer Arbeit auf institutioneller Ebene, beispielsweise in Auswahlkommissionen, als Gutachter*innen oder Herausgeber*innen. Wir beteiligen uns aktiv an der fachpolitischen Diskussion um Replizierbarkeit und Transparenz.

 

Links

German Reproducibility Network (GRN)

Netzwerk der Open Science Initiativen (NOSI)

Commitment to Research Transparency and Open Science

zuletzt bearbeitet am: 03.07.2025